Julebryg, Nisser und Hygge

Foto: Katharina Wlost
Weihnachten steht vor der Tür und in dieser Zeit sind die skandinavischen Länder für viele vielleicht mehr denn je Sehnsuchtsländer – schließlich wohnt ja auch der Weihnachtsmann in Finnland. Oder wo war das jetzt? Naja, jedenfalls verspricht der Norden wunderschöne Winterlandschaften, Gemütlichkeit und schöne weihnachtliche Traditionen. Über die wollen wir in dieser kleinen Serie schreiben: darüber, welche Bräuche es in Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen und Island in der Weihnachtszeit gibt, was man isst und allgemein wie man diese Zeit des Jahres im Norden begeht. Und hoffentlich werden wir euch damit auch etwas in Weihnachtsstimmung versetzen.

Teil 4: Dänemark

Die Wei­h­nacht­szeit begin­nt in Däne­mark schon sehr früh. Näm­lich genau dann, wenn Tuborg sein beliebtes Jule­bryg (Wei­h­nachts­bier) aus­liefert. D20151216_122249ass der soge­nan­nte J‑Dag auf den ersten Fre­itag im Novem­ber fällt, kann kein Zufall sein, denn die Dänen zele­bri­eren den Auss­chank des Biers auf jede erden­kliche Art. Das erste Novem­ber­woch­enende gilt also dem Trinken — mehr noch dem Aus­nüchtern. Weniger kom­merziell, aber min­destens genau­so beliebt ist Gløgg. Seit den 1950er-Jahren ist der Glüh­wein fes­ter Bestandteil der dänis­chen Wei­h­nacht­skul­tur; seinen Ursprung hat er allerd­ings in Schweden.

Wer reich­lich trinkt sollte allerd­ings auch min­destens genau­so viel essen! So ist es ab dem 1. Advent in Däne­mark gang und gäbe sich gegen­seit­ig zum Essen einzu­laden. Hier­bei spielt es allerd­ings keine Rolle, ob es sich um Fre­unde, Ver­wandte oder Arbeit­skol­le­gen han­delt. Anders als in Deutsch­land ste­ht für die Dänen nicht die Feier­lichkeit, son­dern das Beisam­men­sein im Fokus — ganz nach dem dänis­chen Hygge-Prinzip.

Natür­lich ist die Schlem­merei nicht die einzige Möglichkeit, sich in Däne­mark in Wei­h­nachtsstim­mung ver­set­zen zu lassen.
In Anlehnung an den schwedis­chen TV-Wei­h­nacht­skalen­der, welch­er 1960 erst­mals aus­ges­trahlt wurde, haben auch die dänis­chen Sender von Dan­mark Radio (1962) und TV2 (1990) dieses For­mat über­nom­men. Den Wei­h­nacht­skalen­der gibt es sei­ther sowohl für Kinder als auch für Erwach­sene. Jeden Tag wird hier­bei ab dem 1. bis 24. Dezem­ber eine Folge aus­ges­trahlt, welche im Gesamten eine Geschichte erzählen.
Auch die zahlre­ichen Jule­marked­er (Wei­h­nachtsmärk­te), die in jedem noch so kleinen Dorf aufge­baut sind, ver­set­zen die Dänen in einen Wei­h­nacht­srausch. Die ein­drucksvoll geschmück­ten Märk­te bieten allerd­ings nicht nur Wei­h­nachts­de­likatessen wie Æbleskiv­er (Apfelquark­bällchen), son­dern auch Bast­eleck­en für Kinder, Märchen­stuben, Schmuck­stände sowie gemein­same Baumtänze und Gesang. Zu den best­be­sucht­en und ein­drucksvoll­sten Wei­h­nachtsmärk­ten zählen ins­beson­dere die der Großstädte Kopen­hagen, Aarhus, Aal­borg und Roskilde.

Lille Juleaften

Am 23. Dezem­ber bietet die dänis­che Wei­h­nacht­stra­di­tion dann etwas Aus­ge­fal­l­enes. Der Lille Juleaften (Klein­er Wei­h­nachtsabend) dient der Vor­bere­itung des Heili­ga­bend. Neben der Zubere­itung des Enten­bratens und dem Auf­stellen und Schmück­en des Wei­h­nachts­baumes wird gesun­gen und gespielt. Beson­ders wichtig ist für dänis­che Kinder allerd­ings an diesem Tag Milchreis zu kochen. Dieser ist jedoch nur neben­säch­lich zum essen da. Im Vorder­grund ste­ht der Aber­glaube an die soge­nan­nten Niss­er, Wei­h­nacht­skobolde oder Wich­tel. Beson­ders auf Jüt­land wird noch immer ein Teller Milchreis auf den Dachbo­den gestellt, um die Kobolde zufrieden zu stellen. Ist der Teller am näch­sten Tag leer, so ste­hen die Chan­cen gut, beschenkt zu wer­den und in ein neues Jahr ohne Sor­gen zu starten.

Juleaften

Der lang ersehnte Heili­ga­bend begin­nt dann zunächst ein­mal mit dem Jule­frokost. Der Großteil der Dänen nimmt mit den eng­sten Ver­wandten dann ein erstes kleines Wei­h­nachts­menü zu sich. Dazu gehört unter anderem: Fisch und Meeres­früchte in ver­schiede­nen Mari­naden, Bro­tauf­striche, Frikadellen oder Häh­nchen­schenkel, Käse­plat­ten und Frucht­desserts. Während Bier und Schnaps fes­ter Bestandteil des Jule­frokost sind, verzichtet man strikt auf andere alko­holis­che Getränke wie Wein oder Likör.
Am Abend fällt das Festmahl natür­lich noch opu­len­ter aus. Tra­di­tionell tis­chen dänis­che Fam­i­lien gefüll­ten Gänse- oder Enten­brat­en auf. High­light des Essens ist allerd­ings erneut die Nach­speise des Vortages: Milchreis. Gemein­sam mit ein­er Man­del wird dieser in eine große Schüs­sel gegeben. Wer die Man­del in sein­er Schale find­et bekommt dann ein kleines Extrageschenk von der Familie.
Nach­dem alle gestärkt und gesät­tigt den Tisch ver­lassen, begin­nt nun der leb­hafte Teil des Abends: Geschenke wer­den verteilt, Wei­h­nacht­slieder gesun­gen und gemein­sam um den Baum getanzt.

Julemand

Der Jule­mand (Wei­h­nachts­mann) wird in tra­di­tionellen dänis­chen Wei­h­nacht­sliedern übri­gens nie besun­gen. Erst durch die zunehmende Amerikanisierung geri­et er in den ver­gan­genen Jahren als Abbild des San­ta Claus ins Zen­trum des Festes. Zuvor waren es auss­chließlich die Niss­er gewe­sen, welche dem Glauben nach Geschenke bracht­en. Während diese Tra­di­tion auf dem Land immer noch vere­inzelt Bestand hat, ist in den städtis­chen Gegen­den der Wei­h­nachts­mann gemein­sam mit den Kobold­en für die Geschenke ver­ant­wortlich. Den­noch sind die Dänen der fes­ten Überzeu­gung, dass der Wei­h­nachts­mann aus Grön­land kommt.

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Ein­leit­en der Wei­h­nacht­szeit durch den Wei­h­nachts­mann auf dem Kopen­hagen­er Rathaus­platz. © Foto: Katha­ri­na Wlost

Wenn ihr außer­dem wis­sen wollt, wie in den anderen Län­dern Wei­h­nacht­en gefeiert wird, lest hier mehr:
Teil 1 – Wei­h­nacht­en in Schwe­den: Lucia, Tomte und Julklappar
Teil 2 – Wei­h­nacht­en in Island: Stink­ender Fisch und die gefährliche Weihnachtskatze
Teil 3 – Wei­h­nacht­en in Finn­land: Joulu und die Weihnachtssauna
Teil 4 – Wei­h­nacht­en in Däne­mark: Jule­bryg, Niss­er und Hygge
Teil 5 – Wei­h­nacht­en in Nor­we­gen: Gesel­ligkeit und Lutefisk

 

 

7 Kommentare

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