Weihnachten steht vor der Tür und in dieser Zeit sind die skandinavischen Länder für viele vielleicht mehr denn je Sehnsuchtsländer – schließlich wohnt ja auch der Weihnachtsmann in Finnland. Oder wo war das jetzt? Naja, jedenfalls verspricht der Norden wunderschöne Winterlandschaften, Gemütlichkeit und schöne weihnachtliche Traditionen. Über die wollen wir in dieser kleinen Serie schreiben: darüber, welche Bräuche es in Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen und Island in der Weihnachtszeit gibt, was man isst und allgemein wie man diese Zeit des Jahres im Norden begeht. Und hoffentlich werden wir euch damit auch etwas in Weihnachtsstimmung versetzen.
Teil 4: Dänemark
Die Weihnachtszeit beginnt in Dänemark schon sehr früh. Nämlich genau dann, wenn Tuborg sein beliebtes Julebryg (Weihnachtsbier) ausliefert. Dass der sogenannte J‑Dag auf den ersten Freitag im November fällt, kann kein Zufall sein, denn die Dänen zelebrieren den Ausschank des Biers auf jede erdenkliche Art. Das erste Novemberwochenende gilt also dem Trinken — mehr noch dem Ausnüchtern. Weniger kommerziell, aber mindestens genauso beliebt ist Gløgg. Seit den 1950er-Jahren ist der Glühwein fester Bestandteil der dänischen Weihnachtskultur; seinen Ursprung hat er allerdings in Schweden.
Wer reichlich trinkt sollte allerdings auch mindestens genauso viel essen! So ist es ab dem 1. Advent in Dänemark gang und gäbe sich gegenseitig zum Essen einzuladen. Hierbei spielt es allerdings keine Rolle, ob es sich um Freunde, Verwandte oder Arbeitskollegen handelt. Anders als in Deutschland steht für die Dänen nicht die Feierlichkeit, sondern das Beisammensein im Fokus — ganz nach dem dänischen Hygge-Prinzip.
Natürlich ist die Schlemmerei nicht die einzige Möglichkeit, sich in Dänemark in Weihnachtsstimmung versetzen zu lassen.
In Anlehnung an den schwedischen TV-Weihnachtskalender, welcher 1960 erstmals ausgestrahlt wurde, haben auch die dänischen Sender von Danmark Radio (1962) und TV2 (1990) dieses Format übernommen. Den Weihnachtskalender gibt es seither sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Jeden Tag wird hierbei ab dem 1. bis 24. Dezember eine Folge ausgestrahlt, welche im Gesamten eine Geschichte erzählen.
Auch die zahlreichen Julemarkeder (Weihnachtsmärkte), die in jedem noch so kleinen Dorf aufgebaut sind, versetzen die Dänen in einen Weihnachtsrausch. Die eindrucksvoll geschmückten Märkte bieten allerdings nicht nur Weihnachtsdelikatessen wie Æbleskiver (Apfelquarkbällchen), sondern auch Bastelecken für Kinder, Märchenstuben, Schmuckstände sowie gemeinsame Baumtänze und Gesang. Zu den bestbesuchten und eindrucksvollsten Weihnachtsmärkten zählen insbesondere die der Großstädte Kopenhagen, Aarhus, Aalborg und Roskilde.
Lille Juleaften
Am 23. Dezember bietet die dänische Weihnachtstradition dann etwas Ausgefallenes. Der Lille Juleaften (Kleiner Weihnachtsabend) dient der Vorbereitung des Heiligabend. Neben der Zubereitung des Entenbratens und dem Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaumes wird gesungen und gespielt. Besonders wichtig ist für dänische Kinder allerdings an diesem Tag Milchreis zu kochen. Dieser ist jedoch nur nebensächlich zum essen da. Im Vordergrund steht der Aberglaube an die sogenannten Nisser, Weihnachtskobolde oder Wichtel. Besonders auf Jütland wird noch immer ein Teller Milchreis auf den Dachboden gestellt, um die Kobolde zufrieden zu stellen. Ist der Teller am nächsten Tag leer, so stehen die Chancen gut, beschenkt zu werden und in ein neues Jahr ohne Sorgen zu starten.
Juleaften
Der lang ersehnte Heiligabend beginnt dann zunächst einmal mit dem Julefrokost. Der Großteil der Dänen nimmt mit den engsten Verwandten dann ein erstes kleines Weihnachtsmenü zu sich. Dazu gehört unter anderem: Fisch und Meeresfrüchte in verschiedenen Marinaden, Brotaufstriche, Frikadellen oder Hähnchenschenkel, Käseplatten und Fruchtdesserts. Während Bier und Schnaps fester Bestandteil des Julefrokost sind, verzichtet man strikt auf andere alkoholische Getränke wie Wein oder Likör.
Am Abend fällt das Festmahl natürlich noch opulenter aus. Traditionell tischen dänische Familien gefüllten Gänse- oder Entenbraten auf. Highlight des Essens ist allerdings erneut die Nachspeise des Vortages: Milchreis. Gemeinsam mit einer Mandel wird dieser in eine große Schüssel gegeben. Wer die Mandel in seiner Schale findet bekommt dann ein kleines Extrageschenk von der Familie.
Nachdem alle gestärkt und gesättigt den Tisch verlassen, beginnt nun der lebhafte Teil des Abends: Geschenke werden verteilt, Weihnachtslieder gesungen und gemeinsam um den Baum getanzt.
Julemand
Der Julemand (Weihnachtsmann) wird in traditionellen dänischen Weihnachtsliedern übrigens nie besungen. Erst durch die zunehmende Amerikanisierung geriet er in den vergangenen Jahren als Abbild des Santa Claus ins Zentrum des Festes. Zuvor waren es ausschließlich die Nisser gewesen, welche dem Glauben nach Geschenke brachten. Während diese Tradition auf dem Land immer noch vereinzelt Bestand hat, ist in den städtischen Gegenden der Weihnachtsmann gemeinsam mit den Kobolden für die Geschenke verantwortlich. Dennoch sind die Dänen der festen Überzeugung, dass der Weihnachtsmann aus Grönland kommt.
Wenn ihr außerdem wissen wollt, wie in den anderen Ländern Weihnachten gefeiert wird, lest hier mehr:
Teil 1 – Weihnachten in Schweden: Lucia, Tomte und Julklappar
Teil 2 – Weihnachten in Island: Stinkender Fisch und die gefährliche Weihnachtskatze
Teil 3 – Weihnachten in Finnland: Joulu und die Weihnachtssauna
Teil 4 – Weihnachten in Dänemark: Julebryg, Nisser und Hygge
Teil 5 – Weihnachten in Norwegen: Geselligkeit und Lutefisk
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