Das Buch Eskimoleben ist nach Fridtjof Nansens Aufenthalt in Grönland entstanden. Im Jahr 1888 führte der norwegische Polarforscher eine Expedition an, die feststellen sollte, ob das grönländische Inland von Eis bedeckt ist. Bei der Durchquerung der Insel von der Ost- zur Westküste kam es zu einer Verzögerung und die Gruppe verpasste das Schiff zurück nach Norwegen. Während des fast einjährigen Aufenthaltes lernte er die Grönländer näher kennen und hielt seine Eindrücke in seinem Buch Eskimoleben fest.
Im Buch stellt Nansen zunächst die Umweltbedingungen der Arktis dar. Darauf aufbauend berichtet er von den Techniken und Erfindungen, durch die es den Grönländern möglich war, in diesem Teil der Welt Fuß zu fassen, der Europäern eher unwirtlich erscheint. Im Anschluss geht Nansen auf die Strukturen der grönländischen Gesellschaft ein. Am Ende übt er Kritik an den europäischen Bemühungen mehrerer Jahrhunderte, sogenannten „primitiven“ Völkern zu „helfen“, indem ihnen europäische Werte und Technologien zugänglich gemacht oder gar aufgezwungen werden, ohne Verständnis für die existierenden Strukturen zu zeigen. Am Beispiel der Grönländer, deren Kultur Nansen im späten 19. Jahrhundert fortschreitenden Verfall attestierte, appelliert er an die Gesellschaften der „zivilisierten“ Welt, besonnener im Umgang mit anderen Kulturen zu sein.
Beim Lesen vermittelt einem das Buch die Begeisterung, mit der Nansen die grönländische Kultur empfunden zu haben scheint. Angenehm fallen zahlreiche Anekdoten auf, die zur Veranschaulichung verschiedener Standpunkte wiedergegeben werden. Hierbei kommen sowohl christliche Missionare zu Wort als auch die Grönländer selbst.
Fridtjof Nansens Eskimoleben ist eine Empfehlung für all jene, die gerne etwas über die Situation und Lebenswelt der Grönländer am Ende des 19. Jahrhunderts lesen möchten. Besonders gefallen hat mir der erfrischende Stil Nansens, der geradezu vor Emotionalität strotzt. So merkt man ihm seine Begeisterung für die grönländische Kultur ebenso an, wie die Empörung über den fortschreitenden Niedergang dieser Gesellschaft. Es entsteht der Eindruck, an den Schultern gepackt und geschüttelt zu werden.
Ausgaben in deutscher Sprache gibt es zahlreiche. Meistens sind es aber Nachdrucke der deutschen Erstausgabe, die in Fraktur gedruckt ist. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen.
Info:
Fridtjof Nansen: „Eskimoleben“
Aus dem Norwegischen übersetzt von M. Langfeldt
Elibron Classics, 2003, 304 Seiten