“Ich bin Inge, die Tochter des Gutsverwalters, die Liebe von Laust und Peter. Ich bin die letzte lebende Zeugin. Ich bin die Zeit, die verschwunden ist.” schreibt die wichtigste Protagonistin der dänischen Fernsehserie 1864 — Liebe und Verrat in Zeiten des Krieges gleich am Anfang in ihr Tagebuch. 1864 fand der Deutsch-Dänische Krieg statt, den Deutschland gewann und der für Dänemark zum nationalen Trauma wurde. Laust, Peter und Inge sind die Hauptcharaktere dieser teuersten dänischen Serie überhaupt (23 Millionen Euro) .
Geschichtlicher Hintergrund als Zeitleiste
Die Handlung
Mitte des 19. Jahrhundert, die Brüder Peter und Laust wachsen in Armut, aber behütet in Dänemark auf. Die Jungen verbindet eine enge Freundschaft mit Inge, der Tochter des Gutsverwalters. Die Väter der drei stehen im Dienste des Barons, dessen Sohn Didrich, wie auch die Väter, aus dem Schleswig-Holsteinischen Krieg zurückgekehrt ist. Im Laufe der Zeit wird die Beziehung komplizierter, sowohl Laust, als auch Peter verlieben sich in Inge. Dann kommt der nächste Krieg, der Deutsch-Dänische Krieg, in den die Brüder und auch Didrich ziehen.
Die Nebenstränge der Geschichte spielen zum einen in Kopenhagen, wo sich die dänischen Politiker in Kriegsstimmung reden, vor allem Regierungschef Ditlev Gothard Monrad, der Rhetorik- und Schauspielunterricht bei der bekannten dänischen Schauspielerin Johanne Luise Heiberg nimmt, um seine Minister und den König zu überzeugen. Zum anderen in Berlin, wo Otto von Bismarck (“Wozu brauchen wir die Dänen? Die sprechen doch bloß Dänisch.”) gerade Pläne für ein geeintes Deutschland schmiedet.
Die Handlung spannt einen Bogen in das Jahr 2014: Die rebellische Claudia erhält einen Job als Hausmädchen in dem Gutshaus, in dem sich vor 150 Jahren die Geschichte um Inge, Peter und Laust abspielte. Sie findet Inges Tagebuch und liest dem alten Baron daraus vor.
Schauspieler
In 1864 spielen viele bekannte Gesichter mit. So sind Pilou Asbæk (Didrich), Sidse Babett Knudsen (Johanne Luise Heiberg) und Søren Malling (Soldat Johan Larsen) dabei, die auch schon in der erfolgreichen dänischen Polit-Serie Borgen — Gefährliche Seilschaften mitgespielt hatten. Die drei Hauptcharaktere, Inge, Laust und Peter, werden von den bislang eher unbekannten Darstellern Marie Tourell Søderberg, Jakob Oftebro und Jens Sætter-Lassen gespielt. Mit dabei ist aber auch der auch international bekannte Lars Mikkelsen, als Vater von Laust und Peter.
Auf deutscher Seite spielen die aus dem deutschen Fernsehen bekannten Schauspieler Rainer Bock, Hans-Michael Rehberg, Heikko Deutschmann und Dieter Montag die Rollen von Otto von Bismarck, von den Generalfeldmarschall Friedrich von Wrangel und Helmuth von Moltke und die des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.
Umsetzung und Kritik
Wir sehen schöne und blutige Bilder, gute Schauspieler und die Schrecken des Krieges. Das alles verpackt in eine mal glaubwürdige, mal nicht so glaubwürdige Geschichte. Zur historischen Genauigkeit sagt Ole Bornedal im Interview mit dem arte Magazin: “Alle wichtigen Politiker und Militärs auf dänischer und deutscher Seite treten auf. Doch wie immer bei historischen Spiel- oder Fernsehfilmen der Fall, fällt einigen Charakteren eine übergroße Rolle zu.” Dies sei für einen glaubwürdigen Spannungsbogen wichtig. Dänische Medien kritisierten vor allem historische Fehler und Ungenauigkeiten, wie beispielsweise die fehlende Darstellung des multinationalen Charakters Dänemarks. Auch sei der Deutsch-Dänische Krieg nicht “der blutigste Krieg der dänischen Geschichte” gewesen, wie im Trailer behauptet werde (der Große Nordische Krieg und der Schonische Krieg seien Beispiele für blutigere Kriege). Alles in allem ist die Serie packend und gut erzählt, die Szenen in den Schützengräben sind grausam. Eindrücklich zeigt die Serie, wie der Krieg das Leben von Menschen zerstört, wie er traumatisiert und wie Menschen unter ihm leiden.
“Wir zeigen ihn [den Krieg] aus der Perspektive der Soldaten. Für mich ist es interessanter, eine Story aus der Sicht derer zu erzählen, die in den Schützengräben liegen, als aus der Sicht größenwahnsinniger Politiker.” beschreibt Regisseur Ole Bornedal im Interview seine Umsetzung der Geschichte.
Die Nebenstränge, die die Entstehung und Ursachen des Krieges zeigen, sind zwar recht kurz, aber ausreichend für die historische Einordnung. Die Rahmenhandlung, die in der Moderne spielt, ist mitunter etwas unglaubwürdig, wenn Claudia bspw. plötzlich entdeckt, dass sie mit dem Baron verwandt ist.
Der Deutsch-Dänische Krieg war Dänemarks letzter großer Krieg und reduzierte dessen Herrschaftsgebiet auf den kleinen Staat, der es heute ist. Aber der Krieg war auch für die deutsche Geschichte von Bedeutung, denn er ist auch als erster deutscher Einigungskrieg bekannt und war damit, wie Ole Borndal es ausdrückt, “eine wichtige Etappe auf dem Weg zu dem, was Deutschland heute ist: ein Nationalstaat”.
Info
Jahr: 2014 Länge: 60 Minuten eine Folge
1 Staffel, bestehend aus 8 Episoden
Genre: Drama
Erstausstrahlung: 12. Oktober 2014 (Dänemark) auf Danmarks Radio
Deutschsprachige Erstausstrahlung: 11. Juni 2015 auf Arte
Die ersten drei Folgen findet ihr noch in der arte Mediathek, zudem werden sie Donnerstag, 25. Juni um 1:45 Uhr wiederholt. Die nächsten Folgen werden am 18.6. und 25.6. jeweils 20.15 ausgestrahlt.