Vom 2. bis 5. November fanden zum 59. Mal die Nordischen Filmtage in Lübeck statt. Insgesamt wurden 195 Filme aus dem Norden und dem Baltikum gezeigt. Hier wollen wir unsere Eindrücke mit euch teilen und die Filme, die wir gesehen haben, vorstellen.
Besser Nord als nie! in Lübeck — Tag 1
Leningrad Symphonie (Leningrad Symphony)
St. Petersburg 1941. Die Stadt wird von den Deutschen eingekesselt, sie soll ausgehungert werden und danach eingenommen und zerstört. Im Film versuchen mehrere Charaktere in und vor St. Petersburg zu überleben. Einer von ihnen ist Karl Eliasberg der zweite Dirigent des Radioorchesters. Er soll in der hungernden Stadt die neue Sinfonie von Schostakowitsch aufführen. Doch die meisten Musiker seines Orchesters sind bereits gestorben…
Ein beeindruckender Film, der sich an die Fakten hält. Durch die vielen verschiedenen Blickwinkel kann man sich vorstellen, wie es in der Stadt gewesen sein muss. Auch die deutsche Perspektive wird vertreten, rekonstruiert nach den Tagebüchern von Leutnant Buff. Andererseits wird das unermessliche Leid der Hungernden nicht richtig spürbar. Über eine Millionen Menschen starben durch die Blockade, die meisten verhungerten. Dieses Leid wird im Film benannt, ist in dieser Grausamkeit aber nicht zu mir durchgedrungen.
Träum’ weiter (Dröm vidare)
Kaum hat Mirja das Gefängnis hinter sich gelassen, plant sie mit ihren Freundinnen den Überfall auf einen Juwelier. Der Plan ist, das restliche Geld aufzutreiben, das sie für ihre Reise nach Montevideo brauchen. Doch zu Hause holt Mirja der Alltag mit ihrer kranken Mutter und den Bedürfnissen ihrer kleinen Schwester ein und sie versucht ihr Leben in geregelte Bahnen zu führen und riskiert damit ihre Freundinnen zu enttäuschen.
“Träum weiter” feierte als diesjähriger Eröffnungsfilm der Nordischen Filmtage seine Deutschlandpremiere. Das Spielfilmdebüt von Regisseurin Rojda Sekersöz ist ein Frauenfilm. Damit meine ich nicht eine schlichte Romcom, sondern ein Film von Frauen, mit einer starken Protagonistin und der von Schwesternschaft erzählt. Als eine weitere starke Frauenstimme liefert Seinabo Sey den perfekten Sound zum Film
69 Minuten von 86 Tagen (69 minutter av 86 dager)
In dem Dokumentarfilm begleitet Regisseur Egil Håskjold Larsen eine Familie bei der Flucht. Die Fahrt übers Mittelmeer liegt schon hinter ihnen. Mit Bussen, Zügen und zu Fuß wollen sie nach Schweden zu Verwandten. Im Mittelpunkt steht die kleine Lean. Die Kamera Perspektive bleibt meist auch auf ihrer Höhe. In dem Film wird nicht viel gesprochen, auch Musik wird nur spärlich eingesetzt. Meist weiß man nicht, wo die Protagonisten gerade sind.
Der Film war sehr berührend. Er kommt den Menschen, Lean und ihrer Familie sehr nah und zeigt die erschöpfende Flucht durch Europa aus der Perspektive eines kleinen Kindes.
Unter dem Baum (Undir trénu)
Atli hat hat sich ein Sexvideo angesehen. Die Protagonisten: Er und seine Ex-Freundin. Blöd dass seine Frau ihn dabei erwischt. Sie setzt ihn vor die Tür, tauscht das Schloss aus und will nicht mehr mit ihm reden. Auch seine Tochter sieht er erst mal nicht. Atli zieht wieder zu seinen Eltern. Die brechen gerade einen heftigen Nachbarschaftsstreit vom Zaum. Dieser beginnt mit dem großen Baum im Garten der Eltern, dessen Schatten auch auf das Nachbargrundstück fällt.…
Unter dem Baum ist ein typisch isländischer Film: Voller absurder Momente und am Ende sind alle tot, außer der Katze.
Monster
In der norwegischen Serie soll ein ungleiches Ermittlerduo irgendwo im Norden brutale Morde aufklären. Dabei haben die beiden nicht nur in der persönlichen Beziehung zueinander Schwierigkeiten, sondern warten auch noch mit zahlreichen privaten Problemen auf. Klingt nach einem ganz normalen nordischen Krimi Crime-Serie? Ist es auch. Aber eine sehr gut gemachte und sehr spannende, wie wir finden.