Vom 2. bis 5. November fanden zum 59. Mal die Nordischen Filmtage in Lübeck statt. Insgesamt wurden 195 Filme aus dem Norden und dem Baltikum gezeigt. Im Folgenden wollen wir unsere Eindrücke mit euch teilen und die Filme, die wir gesehen haben, vorstellen — hier der zweite Teil (hier geht’s zum ersten Teil).
Besser Nord als nie! in Lübeck — Tag 2 und 3
Extreme Auroras
Der Tag fing gut an und zwar mit Nordlichtern! Im “Fulldome” konnte man sie sehen und zwar in 360°. Wunderschön! Kameramann und Fotograf Ole Salomonsen nahm die Zuschauer mit auf seine “Jagd nach den perfekten Polarlichtern”. Sollte man noch nicht selbst in den Genuss gekommen sein, kommen seine 360°-Aufnahmen einem Erlebnis dieses großartigen Naturspiels wohl am nächsten.
Allerdings stören die vielen wissenschaftlichen Erklärungen zur Entstehung und dem Mythos der Lichter die Illusion, gerade selbst unter dem nächtlichen Himmel Tromsøs zu stehen.
3 Dinge (3 ting)
…fordert Bankräuber und Sprengstoffexperte Mikael: Ein Treffen mit seiner Ex-Freundin, eine Box mit persönlichen Erinnerungsstücken und eine Portion Butterhähnchen. Diese drei Dinge sind die Zutaten für das spannende Kammerspiel von Jens Dahl, der mit Nikolaj Coster-Waldau und Birgitte Hjort Sørensen in den Hauptrollen einen überzeugenden Thriller der etwas anderen Art geschaffen hat. Die Originalität und das gute Schauspiel trösten auch über kleine logische Schwächen hinweg. Den Trailer findet ihr hier.
Eine fürchterliche Frau (En frygtelig kvinde)
Es beginnt zunächst wie ein typischer Liebesfilm: Junge trifft Mädchen, sie verlieben sich. Doch auf subtile Weise übernimmt Marie mehr und mehr die Kontrolle über Rasmus’ Leben. Maries diabolisches Lächeln in die Kamera lässt den Zuschauer erschauern und man will dem scheinbar arglosen Rasmus zurufen “Pass auf, fall’ nicht darauf herein!”
Aber es kommt wie es kommen muss und aus der anfänglichen Verliebtheit wird eine zerstörerische Beziehung, in der Rasmus immer mehr von seinem bisherigen Leben aufgibt, während Marie es auseinander nimmt — bis zum niederschmetternden Ende.
Der Trailer im dänischen Original:
Ein Film, der viele Klischees bedient, aber dennoch gut gespielt und glaubwürdig ist. Vor allem Amanda Collin überzeugt mit subtilen Minenspiel als wahrlich fürchterliche Frau. “Christian Tafdrup ist eine präzise, brillant gespielte Studie über destruktive Beziehungen gelungen – aus der Perspektive des Mannes, wohlgemerkt.”
Die Preisverleihung 2017
Moderator Yared Dibaba begann die sonst glamouröse Filmpreisnacht im Lübecker Theater erst einmal mit einem Kontrastprogramm: Die Seitentüren des Bühnensaals wurden mit einem lautem Knall geschlossen und Dibaba erschien als Horrorclown Pennywise auf der Bühne und ätzte zunächst gegen die Veranstaltung und die Festivalleitung. Die Kinderjury bereitete dem Spuk ein Ende, indem sie auf die Bühne stürmte und dem Moderator das Grusel-Make up aus dem Gesicht wischte — und damit auch seine fiese Clowns-Persönlichkeit.
Der Gewinner des diesjährigen Hauptpreises, dem NDR Filmpreis, war die dänisch-schwedisch-französische Koproduktion “Der Chameur” (Charmøren). Regisseur Milad Alami nahm den mit 12.500 Euro dotierten persönlich entgegen.
Die ganz Preisverleihung könnt ihr auf YouTube sehen und eine Liste der Preisträger findet ihr hier: www.luebeck.de/filmtage
Das Ende der Kette (Keti lopp)
Das Restaurant der Fastfoodkette “Keti” läuft nicht. Die Kunstperformance im Bällebad soll für Aufschwung sorgen, vergrault aber die letzten Kunden. Und so steht die junge Restaurantleiterin häufig allein hinter dem Tresen. Wenn sich doch jemand ins “Keti” verirrt, dann selten wegen des Essens — so wie der junge Philosoph, der ausgerechnet in dem den Untergang geweihten Restaurant einen Job sucht…
Regisseur Priit Pääsuke ist mit seiner Adaption des gleichnamigen Theaterstücks ein absurder, manchmal melancholischer, manchmal komischer Film gelungen und heute habt ihr auch die Chance ihn zu sehen!
In Deutschland wird er am 17.11.2017 beim Estnischen Filmfest im Kino Sputnik in Berlin Kreuzberg gezeigt.
Wir haben mit Produzentin Marianne Ostrat darüber gesprochen, was “Das Ende der Kette” ausmacht und warum der Film sehenswert ist:
Das Estnische Filmfest “EESTI FILMIPIDU” läuft noch bis 19.11.2017.
Über die Filme, die wir am ersten Tag gesehen haben, lest ihr hier:
59. Nordische Filmtage Lübeck — Teil 1