Man mag von den musikalischen Darbietungen halten was man will, unterhaltsam ist der Eurovision Song Contest allemal. Nachdem die ehemalige Idol-Teilnehmerin Loreen letztes Jahr mit „Euphoria“ den ESC gewonnen hat, ist dieses Jahr das beschauliche Malmö Schauplatz des internationalen Großevents.
Im Finale des 58. ESC treten heute die verbliebenen 26 Teilnehmer an – unter ihnen auch die fünf Protagonisten dieses Blogs: Schweden (als Gastgeber), Finnland, Island, Dänemark und Norwegen. Letztere zählen zu den Favoriten. Alle fünf Teilnehmer arbeiten schon seit einigen Jahren an ihren Musikkarrieren und die meisten können bereits aus Erfahrungen mit musikalischen Wettbewerben schöpfen.
Für Dänemark tritt Emmelie De Forest mit dem Song „Only Teardrops“ an. Ihr Auftritt ist betont natürlich gehalten: Sie beginnt auf dem Boden sitzend, mit zerzausten, offenem Haar und einem einfachen weißen Kleid. Sie ist barfuß, da sie sich so „dem Boden, der Erde, näher“ fühlt. Eingerahmt wird sie von Flötenspielern und Trommlern, die dem Ganzen einen folkloristischen Klang geben. Sie selbst meint, dass ihr Song dem Zuhörer etwas zu denken geben würde, darüber „wie wir miteinander und mit unserer Welt umgehen“.
Uns mit ihrer Liebe füttern („I Feed You My Love“) möchte die Norwegerin Margaret Berger. Sie setzt auf ihre Stimme und Ausstrahlung und wenig Performance. Begleitet wird sie auf der Bühne lediglich von einem Schlagzeuger. Ihr Song besticht mit eigenwilligen Synthesizern, (relativ) harten Drums und einer strengen, kühlen Anmutung. Es bleibt abzuwarten, ob sie damit an ihre früheren Erfolge seit ihrer Teilnahme bei Idol 2004 anschließen kann.
Auch der Isländer Eyþór Ingi Gunnlaugsson kommt mit seinem Song „Ég á líf“ relativ schlicht daher. Er versucht allein mit seiner Präsenz und seiner Stimme und sparsamen Lichteffekten die Bühne einzunehmen. Er ist der einzige nordeuropäische Teilnehmer, der in seiner Landessprache singt.
Von Schlichtheit kann bei dem finnischen Beitrag „Marry Me“ keine Rede sein. Krista Siegfrids’ Auftritt wird mit Kirchengeläut eröffnet, während sie in einem Hochzeitskleid (was doch sehr an Madonna erinnert), umgeben von Bräutigam-Tänzern die Bühne entlang schreitet. „I’m your slave and you my master“? Nun ja, auch wenn das ganze wohl mit einem Augenzwinkern einhergehen soll, erschließt sich mir zumindest der Humor nicht. Wenn sie es allerdings auf möglichst viel Show anlegt, ist ihr das auf jeden Fall gelungen.
Und Schweden tritt auch dieses Jahr wieder mit einem ehemaligen Idol-Teilnehmer an. Robin Stjernberg versucht, während er seinen Song „You“ singt, mich mit schräger Frisur, intensivem Blick in die Kamera und dramatischen Gesten, vielen Tänzern und einem abschließenden Pyro-Regen davon zu überzeugen, das alles wegen mir ist.
Auch wenn Robin sich sehr bemüht, spricht mich seine Boyband-Attitüde nicht allzu sehr an. Da ich dem deutschen Beitrag aber so gar nichts abgewinnen kann, lasse ich mich vielleicht trotzdem zu einem „Heja Sverige“ hinreißen. Bisher ist aber Norwegen mein Favorit.
Lassen wir uns überraschen was der Abend so bringt und wer letztlich den nächsten ESC zu sich nach Hause holen kann.