Am ersten Abend auf Samsø hatten wir erfahren, dass die Insel landschaftlich ein Dänemark im Miniformat sei und von steilen Küsten und hügeligen Landschaften über Heide und bunte Gemüsefelder bis zum Fjord alles bereithalte. Davon wollten wir uns am zweiten Tag überzeugen.
Nach dem Frühstück ging es zunächst noch einmal an den Hafen von Ballen und in den größten Ort Tranebjerg. Im dortigen Begrüßungszentrum erhält man einen Einblick in die Geschichte und Kulturlandschaften von Samsø. Auf dem weiteren Weg lag das hübsche Dorf Besser, dessen Ortsschilder natürlich für einige Fotos herhalten mussten.
Schon im Vorfeld hatten wir von der Meerbloggerin erfahren, dass auf Samsø Wein angebaut wird. Samsø genießt ein mildes Küstenklima und viele Sonnenstunden, was eben auch Weinanbau möglich macht. Das Weingut in Alstrup in der Inselmitte musste also unbedingt besichtigt werden. Und tatsächlich, vor der großen Hofanlage im Fachwerkstil rankt sich der Wein. Drinnen kann das Ernteergebnis auch verkostet und gekauft werden. Für einen Rosé reichte unser Bargeld nicht, dafür nahmen wir zwei Flaschen von einem unfassbar leckeren Johannisbeer-Sirup mit und verabredeten mit dem Winzer in halb ausgedachtem Schwedisch-Dänisch am nächsten Tag für den Rosé wiederzukommen.
Fast nebenan liegt der Bio-Bauernhof Yduns Have, dessen Hofladen wir dann auch gleich noch begutachteten. Danach ging es weiter zum Stauns Fjord und zum Kanhave-Kanal, der 726 von den Wikingern gegraben wurde, um eine 500 m lange und 11 m breite Fahrrinne zwischen dem Fjord im Osten zum Meer im Westen zu schaffen. Für die damalige Zeit soll das eine technische Meisterleistung gewesen sein. Heute markiert nur noch eine leichte Vertiefung in der Landschaft und das Gerüst eines Wikingerschiffes die einstige Lage des Kanals.
Nach einer kurzen Pause in Langør, einem Naturhafen, der schon seit der Wikingerzeit existiert, fuhren wir schließlich in den Norden der Insel, wo wir über die malerische Hügellandschaft Nordby Bakker an die Nordspitze Samsøs, nach Issehoved gelangten. Bei klarem Wetter kann man bis nach Aarhus sehen, was an diesem Tag allerdings nicht der Fall war. Mit einem Abstecher über Ballebjerg, der mit 64 m Samsøs höchsten Punkt beschreibt und wo wir noch einen Blick auf niedliche Islandpferde erhaschen konnten, fuhren wir nach Nordby.
Nordby ist ein Prachtexemplar an hyggeligem Dorfidyll. 1990 wurde es sogar zu Dänemarks besterhaltenem Dorf gekürt. Schmucke Gassen mit Bauernhäusern im Fachwerkstil, allesamt wunderschön begrünt und berankt, winden sich um den zentral gelegenen Dorfteich.
An der Stelle, wo sich die Hofbesitzer früher zur Dorfversammlung getroffen haben, befindet sich ein alleinstehender Glockenturm. Da die Kirche außerhalb der Hörweite liegt, wurde der Glockenturm im Dorf errichtet, um die Bewohner vor bspw. Bränden zu warnen oder um sie auf wichtige Ankündigungen oder Gottesdienste aufmerksam zu machen. Auch heute noch werden Sonnenauf- und ‑untergang vom Glockenläuten des Turmes begleitet.
Doch an diesem Abend waren wir nicht wegen der schönen Häuser in Nordby, sonder weil das dänische Fernsehen DR hier ein Dorffest mit einigen Ständen, Volksmusik und Tanz für eine Livesendung als Auftakt eines sechsteiligen Sommerprogramms veranstaltete. Ehrengast der Sendung war ausgerechnet die Begründerin und ehemalige Vorsitzende der fremdenfeindlichen Dänischen Volkspartei und aktuelle Parlamentspräsidentin Pia Kjærsgaard. Ihre Anwesenheit und das Aufgebot des Senders waren doch einigermaßen skurril. Wie wir später erfuhren, gab es einige Inselbewohner, die mit der Wahl des Ehrengastes nicht so glücklich waren.
Später waren wir zu einem Konzert im Brundby Rock Hotel eingeladen, wo wir auch von Samstag zu Sonntag nächtigen sollten. „Gemeinsam und jede für sich und ganz akustisch“ traten Dorthe Gerlach und Signe Svendsen auf. Signe Svendsen gab mit klarer Stimme, melancholische Pop-Folk-Lieder mit dänischen Texten zum Besten, die sie lediglich mit ihrer Akustikgitarre oder am Klavier begleitete. Dorthe Gerlach, eigentlich Sängerin der Band HUSH, scheint in Dänemark recht bekannt zu sein und stellt momentan ihr Soloalbum vor. Ihre sphärischen Popnummern zeichnen sich ebenfalls durch dänische Lyrics, aber vor allem durch ihre markante Stimme aus. Obwohl die Beiden vor recht großem Publikum spielten, herrschte eine beinah intime und andächtige Stimmung. Das Konzert war für uns eine vielleicht einmalige Gelegenheit diese dänischen Künstlerinnen zu erleben und ein sehr schöner Abschluss des Tages.
Besser Nord auf Samsø: Tag 3 & 4 (folgt bald)
Lest hier Besser Nord auf Samsø: Tag 1!
Diese Reise wurde von VisitSamsø / Samsø Erhvervs- og Turistcenter ermöglicht.
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