Nach “Die Kulturgeschichte der Vulva” hat Liv Strömquist mit “Der Ursprung der Liebe” einen weiteren fulminanten Comic herausgebracht. Wie der Titel schon verrät, sucht die Autorin neue Antworten auf die unter anderem immer wiederkehrenden Fragen “Was ist Liebe?”, “Wie gehören Sex und Liebe zusammen?”, “Warum liebe ich?”.
In insgesamt acht Kapiteln erforscht die Autorin unterschiedliche Arten von Liebe und vor allem gesellschaftliche Theorien über die Liebe, sie mixt Popkultur mit soziologischen Abhandlungen, erzählt von Whitney und Britney, zitiert aus den Schriften englischer Mönche und geht auf alltägliche Situationen zwischen dir und mir ein. Durch die Darstellung von komplexen Sachverhalten und tagtäglichen Begebenheiten in skurrilster Comicform schafft Strömquist die nötige Kontroverse, die das Thema gerade heutzutage braucht.
Sie beginnt mit der Vorstellung der Viererbande, den vier bekanntesten Comedians der USA: Tim Allen, Jerry Seinfeld, Ray Ramono und Charlie Sheen, die Millionen mit Witzen wie “Meine Frau will mit mir reden, bevor wir Sex haben. Warum können wir nicht einfach Sex haben!?” gemacht haben und fragt, warum diese Darstellungen von Liebe so ein großes Publikum gefunden haben. Sie zitiert die Soziologin Nancy Chodorow und ihre Studien zu psychischen Störungen bei Kindern aus heteronormativen patriarchalen Familien un d schafft so einen interessanten Vergleich und eine Neuordnung der gegebenen Vorstellung von Nähe, Liebe und Beziehung. Sie hinterfragt das Rollenverständnis von Mann und Frau in Beziehungen und das Verständnis von weiblich und männlich. Dazu zieht sie zahlreiche Beispiel heran, wie Carries abhängiges Verhältnis zu Mr. Big, Prinz Charles und Diana sowie Ronald und Nancy Reagan. Gekonnt und mit viel Humor zerstört sie die Mythen der Liebe, Heteronormen und Paarbeziehungen, wie wir sie heute kennen. Strömquists feministischer Blick auf die Liebe zerlegt die Entstehung von Rollenbildern, heteronome Beziehungsmuster und die Notwendigkeit von strickt heterosexuellen Liebe.
Die einprägsamen Strips sind angereichert mit Collagen, Fotos und allerlei Dokumenten und alle Quellen werden direkt am Panelrand angegeben. Strömquist setzt verschiedene Panelgrößen, unterschiedlichen Typos und Fettschriften vielseitig ein, wodurch die Strips außerdem so gewaltig erscheinen. Der Ursprung der Liebe ist ein explosiver Comic. Er ist lustig, bissig und leidenschaftlich und eine Fürsprache für das selbstbestimmte Glück.
Info:
Liv Strömquist
“Ursprung der Liebe
Übersetzt von Katharina Erben
Avant-Verlag, 136 Seiten, 2018
Liv Strömquist auf Instagram: instagram.com/leifstromquist