Kati Hiekkapelto

von Mar­ti­na Sander

Band 1: Kolibri

146_26936_148686_xlAnna Feketes erster Arbeit­stag ist noch übler, als sie erwartet hat. Die junge Kom­mis­sarin wird dem größten Ekel der Abteilung zugewiesen; Esko, der ständig aus dem Flach­mann trinkt, sich sel­ten wäscht und Anna mit fiesen Sprüchen attack­iert. Mit dem aus­län­der­feindlichen Finnen eine mys­ter­iöse Mord­serie aufzuk­lären, ist nicht das, was sich die Ex-Jugoslaw­in unter Team­work vorstellt. Denn eine junge Jog­gerin wurde erschossen und in ihrer Jack­en­tasche find­en die Ermit­tler einen Kolib­ri, das Amulett eines aztekischen Kriegs­gottes. Kurz darauf wird der näch­ste Sportler ermordet, wieder find­et sich ein Amulett in sein­er Jacke. Zwis­chen den bei­den Toten gibt es allerd­ings so wenig Berührungspunk­te wie zwis­chen den bei­den Ermit­tlern. Und es wird weit­er gemordet.

Kati Hiekkapel­to ist mit ihrem Krim­i­nal­ro­man „Kolib­ri“ ein vielver­sprechen­des Debüt geglückt, auf dessen Nach­fol­ge­band man ges­pan­nt sein kon­nte. Zwar beset­zt Leena Lehto­lainens Maria Kallio seit vie­len Jahren den ersten Rang der fem­i­nis­tis­chen Ermit­t­lerin­nen in Finn­land, aber eine weit­ere Polizistin kann ja dur­chaus eine Bere­icherung der nordis­chen Krim­i­land­schaft sein. Zumal die Autorin ihren dur­chaus kom­plex­en Charak­ter durch die migrantis­che Herkun­ft noch um inter­es­santes Detail erweit­ert hat. Die The­men­wahl, Immi­gra­tion, Flüchtling­sprob­lematik, Zwangsver­heiratung, wirkt aktuell, der Plot ist gelun­gen, die Sprache fließt. Und das Zusam­men­spiel – oder ger­ade nicht – der Haup­tak­teure und deren langsames Annäh­ern machte neugierig auf deren Entwick­lung. Vielle­icht hätte etwas am Tem­pore­gler gedreht wer­den kön­nen, die Ermit­tlun­gen drehen sich manch­mal im Kreise, Neben­hand­lun­gen nehmen Raum ein, ohne die Hand­lung voranzutreiben. Aber mit der über­raschen­den Wen­dung am Ende ist der Autorin ein net­ter, gut les­bar­er Erstling gelungen.

Band 2: Die Schutzlosen

146_26937_165069_xlEin alter Mann, liegt auf der Straße. War er schon tot oder hat die nervige Ungarin ihn verse­hentlich über­fahren? Ein Deal­er liegt tot in sein­er Woh­nung. Ist er Opfer eines Ban­denkrieges oder ist doch der geständi­ge pak­istanis­che Flüchtling der Täter, obwohl alles gegen ihn spricht?

Wer den Kolib­ri mochte, wollte sich­er mit den „Schut­zlosen“ fort­fahren, und liest doch lei­der wieder nur den Kolib­ri. Die The­men aus dem Debüt­band (Flücht­ing­sprob­lematik, gescheit­erte Immi­gra­tion, Entwurzelung) wer­den wieder aufgenom­men, die Hand­lung wird nur vor­sichtig vari­iert. Und der Plot (famil­iäre Tragö­di­en, Ver­wirrung stif­tende Neben­stränge, die ins Leere laufen) hangeln sich so nah am Vorgänger ent­lang, dass per Auss­chlussver­fahren sehr schnell klar wird, wer als Täter/Täterin übrig bleibt. Was als Leses­paß hätte herüber­helfen kön­nen (zu Band drei): die Zäh­mung des wider­spen­sti­gen Esko, wird einzig aus­ges­part, in dem die Ermit­tler die Fälle einzelkämpferisch lösen. Schade. Aber einen (Lese-)Versuch hat Hiekkapel­to noch gut.

Kolib­ri” und  “Die Schut­zlosen” kön­nen portofrei bei Panke­buch bestellt werden!

Info:
Autor:  Kati Hiekkapelto
Titel: “Kolib­ri” und  “Die Schut­zlosen
Aus dem Finnis­chen von Gabriele Schrey-Vasara
Erschei­n­ungs­jahr: 2014, 2015

Heyne, 464 Seit­en, 384 Seiten

2 Kommentare

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