von Martina Sander
„Achtung!
Mach es nicht wie die Familie von Stibitz! Man darf nicht stibitzen, niemals. Die Leute werden sonst traurig (und außerdem kann man dafür ins Gefängnis kommen).
Die Familie Stibitz hat die Einleitung im Buch zum Glück nicht gelesen und stibitzt munter herum: Papa Ede benutzt den Kuhfuß, wo er kann, und Mama Pia ist so gelenkig, dass sie sich durch jeden Türschlitz schiebt. Auch die kleine Ella (eigentlich Kriminella) ist ein tüchtiges Mädchen; sie stellt listige Fragen und hinterher fehlt was im Spielwarengeschäft. Nur Ture ist das schwarze Schaf der Familie – „was soll nur aus ihm werden“. Er zahlt immer und wartet erst auf ein Herein. Als Ture eines Tages die Familie vorsichtig fragt, ob denn alle an seinen Geburtstag gedacht haben, und auf ein „Natürlich“ alle hinter dem Rücken die Finger kreuzen, ist klar: Der Riesenlolli für Ture muss her. Wird der Nachbar, Polizist und Spion Paul Eisig das verhindern können?
Das Buch ist natürlich lange nicht so politisch unkorrekt, wie es erstmal scheint. Es geht um ganz andere Inhalte: Freundschaft ist wichtig, Empathie und das Hinter-die-Fassade schauen. Der große Coup misslingt zwar, aber alles nimmt ein gutes Ende, das ist Kindern ja wichtig. Hier wird hinreißend unterhaltsam drauflos erfunden, aberwitzig und absurd. Natürlich existiert ein zwinkernder pädagogischer Ansatz, ein leicht erhobener Zeigefinger, Anders Sparring und Per Gustavsson lassen die Kinder nicht ratlos zurück, gönnen ihnen aber vor allem viel Spaß. Den Lesenden wird eine sehr amüsante Geschichte erzählt, die intelligent, gut geschrieben ist und die Zielgruppe ernst nimmt, literarischer Humor geht eben auch bei jungen Leser:innen. Die witzigen Zeichnungen, und davon gibt es viele, holen die Kinder sofort ins Geschehen und erläutern und ergänzen den Text so, dass auch Vierjährige folgen können. „Familie von Stibitz – Der Riesenlolli-Raub“ ist wieder ein wundervolles Kinderbuch, natürlich aus Skandinavien.
(Kind 2 allerdings, des Lesens noch unfähig, war so gespannt, dass er nicht warten konnte und sich in einer ruhigen Ecke in die Illustrationen vertieft hat. Beim Vorlesen war er dann nicht mehr dabei, weil er ja „schon wusste, wie’s ausgeht“.)
Info:
Anders Sparring, Per Gustavsson: Familie von Stibitz – Der Riesenlolli-Raub
Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger
Hanser-Verlag, 2020
Ab 4–5 Jahren