Wenn ich U‑Bahn fahre, gucke ich immer ganz genau hin. Schließlich gibt es keine bessere Buchempfehlung als durch eine Person, die komplett in dem Buch, das sie liest, zu versinken scheint. Wenn ich dann noch den Titel (oder noch besser: den Klappentext!) erkennen kann und das Buch immer noch interessant klingt, ist es quasi schon gekauft. So habe ich immer wieder tolle Bücher aufgestöbert. Einer dieser Glücksgriffe war „Die Entbehrlichen“ von der schwedischen Autorin Ninni Holmqvist (im Original „Enhet“).
In ihrem Roman malt Ninni Holmqvist das Bild einer alternativen Gesellschaft, in der die Mitglieder, die „entbehrlich“ sind, schlichtweg aussortiert werden. Hauptperson Dorrit, die allein lebt und kinderlos ist, erfüllt diese Kriterien. An ihrem 50. Geburtstag wird sie abgeholt und an einen Ort gebracht, an dem sie der Gesellschaft fortan dienen kann. Dieser Ort, die „Enhet“, hat auf den ersten Blick etwas von einer großen Ferienanlage, es wird jedoch schnell klar, worin der einzige Nutzen von Dorrit und den anderen Entbehrlichen besteht: Medizinische und psychologische Tests sowie Organentnahmen werden an ihnen durchgeführt, um das Leben des nützlichen Teils der Bevölkerung so angenehm wie möglich zu machen. Derweil warten Dorrit und die anderen Entbehrlichen auf die unweigerlich auf sie zukommende “Endspende”, die ihr Leben jederzeit beenden kann. Doch obwohl Dorrit zuerst denkt, sie könne sich ihrem Schicksal fügen, merkt sie schnell, dass sie sich befreien muss…
Das Buch, das auf dem Titel als „Ethik-Thriller“ beschrieben wird, zeichnet ein düsteres und gleichzeitig erschreckend denkbares Bild von einer europäischen Gesellschaft. Die Lektüre ist faszinierend und abschreckend zugleich und ich war vollkommen von der unaufdringlichen Erzählweise in der Ich-Perspektive gefesselt. Noch Wochen nachdem ich das Buch gelesen habe, hat es mich nicht losgelassen und ich war in Gedanken in der „Einheit“.
Eine dringende Leseempfehlung von mir!
Dieses Buch kann übrigens portofrei bei Pankebuch bestellt werden.