Am letzten Samstag wurde in Islands 74 Gemeinden gewählt. In Reykjavik tritt dabei der inzwischen weltbekannte Bürgermeister Jón Gnarr ab, er will keine zweite Amtszeit. “Ich denke meine Zeit ist gekommen,” sagte Gnarr in einer Radiosendung im letzten Herbst “Wenn ich es noch einmal machen würde, müsste ich Politiker werden und ich bin keiner. Ich bin einfach kein Politiker. Ich bin Komiker.”
2010 zog Jón Gnarr mit seiner Besten Partei (Besti flokkurinn) ins Reykjaviker Rathaus ein und erhielt gleich sechs Sitze. Er hatte unter anderem einen Eisbären für den Zoo in Reykjavik und freie Handtücher im Schwimmbad versprochen. Dieses Jahr trat die Beste Partei nicht wieder an, ihr Nachfolger, die Helle Zukunft (Björt framtíð) holte nur zwei Sitze. Die Sozialdemokraten hatten die größte Zustimmung und gewannen fünf Sitze, sie wollen nun eine Koalition mit der Hellen Zukunft, den Piraten (Píratar, 1 Sitz) und den Links-Grünen (Vinstri græn, 1 Sitz) bilden. Größte Oppositionspartei ist die Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkur) mit vier Sitzen. Neuer Bürgermeister könnte dann Dagur B. Eggertsson von den Sozialdemokraten werden.
Besorgt äußerte sich Jón Gnarr über zunehmende Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus in Island:
Damit waren vor allem die Versuche der Fortschrittspartei gemeint, die eine Woche vor der Wahl damit warb, den Bau einer Moschee in Reykjavik zu verhindern. In der isländischen Zeitung Dagblaðið Vísir (DV) bescheinigen ein Politikwissenschaftler und ein Historiker der Partei rechtspopulistische Tendenzen, zweiterer sieht keinen Unterschied zwischen kontinentaleuropäischen rechtspopulistischen Parteien und der Fortschrittspartei mehr. Ein Unterstützer der Fortschrittspartei-Kandidatin Sveinbjörg Birna Sveinbjörsdóttir ist Skúli Skúlason, der laut Reykjavik Grapevine die Videos von Anders Breivik als “Arbeit eines Genies” bezeichnet und auf Facebook die Gruppe “Wir protestieren gegen den Bau einer Moschee in Island” (Mótmælum mosku á Íslandi) gegründet hat. Die Seite hat mehr als 4500 Follower. Aber es gibt auch eine Gegeninitiative auf Facebook, die Seite “Wir protestieren NICHT gegen eine Moschee in Island” (Við mótmælum EKKI mosku á Íslandi) hat inzwischen fast 5500 Unterstützer.
Die Wahlbeteiligung fiel in Reykjavik mit weniger als 63% auf ein Rekord-Tief, auch in anderen großen Gemeinden, wie Seltjarnarnesbær oder Hafnarfjörður war die Wahlbeteiligung niedriger als auf dem Land, wo sie zwischen 70 und 80%, in manchen Orten auch über 90% erreichte. Außerhalb von Reykjavik hat in den größeren Gemeinden die liberal-konservative Unabhängigkeitspartei die meisten Stimmen geholt.