Neue Soldaten(innen) braucht das Land?

 

Norwegische Soldatinnen, Foto: Adrian Lombardo

Nor­wegis­che Sol­datin­nen, Foto: Nor­we­gian Army/Adrian Lombardo

Als erstes europäis­ches Land führt Nor­we­gen ab 2015 die Wehrpflicht auch für Frauen ein. Zwar kon­nten Frauen in Nor­we­gen schon seit den 1970ern frei­willig Mil­itär­di­enst leis­ten und mussten seit eini­gen Jahren auch zur Musterung, kon­nten den Wehr­di­enst doch bis­lang ablehnen. Ab Som­mer 2016 wer­den die ersten Frauen nach dem neuen Gesetz ihren Wehr­di­enst leis­ten – gestützt durch eine bre­ite Zus­tim­mung im Par­la­ment sowie in der Bevölkerung.

Die Änderung hat wohl mehrere Gründe. Nor­we­gen fehlte es an mil­itärischen Nach­wuch­skräften und bis­lang waren nur 17 Prozent der Angestell­ten im nor­wegis­chen Mil­itär Frauen. Und auch wenn es das Vertei­di­gungsmin­is­teri­um demen­tiert, so spielt sich­er auch die anges­pan­nte poli­tis­che Lage in Europa zwis­chen Rus­s­land und dem West­en eine Rolle, die durch den Ukrainekon­flikt ent­standen ist. Seit dem Zusam­men­bruch der Sow­je­tu­nion und dem Ende des Kalten Krieges find­et nun wieder ein deut­lich­es Aufrüsten statt. Rus­s­land hat 2014, laut der Frank­furter Rund­schau, „im Ver­gle­ich zum Vor­jahr 243 neue Atom­raketen in der Bar­entssee sta­tion­iert, die meis­ten davon an der Gren­ze zu Norwegen“.

Auf der anderen Seite stellt die Wehrpflicht für Frauen einen weit­eren kon­se­quenten Schritt in Nor­we­gens Gle­ich­stel­lungspoli­tik dar: „Gle­ich­berech­ti­gung ist ein zen­traler Wert in Nor­we­gen und es ist wichtig, dass wir Län­dern, in denen wir operieren, diesen Wert auch vor­leben“, gibt Ober­stleut­nan­tin Hilde Sol­heim gegenüber der Frank­furter Rund­schau an. Die „geschlecht­sneu­trale Wehrpflicht“ geht auch zudem auf eine Ini­tia­tive zurück, die der Geschlech­ter­diskri­m­inierung der bish­eri­gen Regelung ein Ende set­zten wollte.

Allerd­ings ist das neue Gesetz natür­lich kein Garant für Gle­ich­stel­lung. „Im Jahr 2013 gaben laut der Zeitung ‚VG‘ 23 Prozent der weib­lichen Sol­dat­en an, sex­ueller Beläs­ti­gung aus­ge­set­zt gewe­sen zu sein. Jede fün­fte Frau, die das Mil­itär ver­lässt, gibt als Kündi­gungs­grund Mob­bing oder sex­uelle Beläs­ti­gung an, heißt es in einem Bericht des mil­itäreige­nen Forschungsin­sti­tuts“. 1

Notes:

  1. Quelle: „Nor­wegerin­nen müssen zum Mil­itär“ von Miri­am Keil­bach, Frank­furter Rund­schau, 24.12.2014

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